Anfang des Monats ist der Sammelband „Agilität in Unternehmen. Eine praktische Einführung in SAFe® und Co.“, herausgegeben von Mario Pfannstiel, Peter Steinhoff und Werner Siedl, im Springer Verlag erschienen. Es bietet einen umfassenden Einblick in die praktische Anwendung von agilen Prinzipien, insbesondere in das SAFe®-Framework. Im Interview geben Siedl und Steinhoff Antworten auf die Frage, warum ihr Buch einen neuen Beitrag zum Thema Agilität liefert und zeigen die Bandbreite der Thematik auf.

Hinweis der Redaktion: Lesen Sie auch Teil 2 des Interviews mit Peter Steinhoff und Werner Siedl Business-Agilität: Kontinuierliche Innovation durch lean- und agile Praktiken

Wie wir heute Agilität verstehen

Katja Heumader: Hallo Herr Siedl, hallo Herr Steinhoff. Erstmal herzlichen Glückwunsch zur Veröffentlichung Ihres Sammelbandes „Agilität in Unternehmen“. Die Idee des agilen Arbeitens stammt aus der Software-Entwicklung und feiert dieses Jahr ihren 20. Geburtstag. Es sind schon unzählige Bücher über agiles Arbeiten und Agilität in Unternehmen veröffentlicht worden. Was macht Ihr Buch besonders?

Werner Siedl: In den 20 Jahren seit dem Agile Manifesto hat sich die Arbeitsweise stark verändert. Auf die Veränderungen und die praktische Anwendung gehen wir in diesem Buch ein. Früher war agiles Arbeiten nur in Software-Teams auf der operativen Ebene etabliert. Heute wird agiles und leanes Arbeiten idealerweise im ganzen Unternehmen angewendet. Wie wir heute zeitgemäß Agilität verstehen und wie das in der Praxis gelebt wird, schildert unser neues Buch.

Peter Steinhoff: Richtig, es gibt mittlerweile einige Bücher zum Thema Agilität. Das war uns auch bewusst, als wir damit begonnen haben. Was bei unserem Sammelband neu ist, ist die Fokussierung auf das agile Skalierungsframework SAFe®. Oliver Mack hebt das auch bei seiner Buchbeschreibung hervor, dass uns das Andocken an SAFe®, und zwar aus unterschiedlichen Richtungen, sehr gut gelungen ist. Des Weiteren lebt das Buch von den vielen Umsetzungsbeispielen in den unterschiedlichsten Branchen und damit von der Vielfalt und Breite. Somit können sowohl Einsteiger mit Vorkenntnissen als auch erfahrene „Agilisten“, die neue Impulse zu diesem spannenden Thema suchen, von der Lektüre profitieren.

KH: Aus welchen Bereichen kommen die Beitragsautoren Ihres Sammelbandes?

PS: Die Autor:innenschaft ist sehr bunt: von Professor:innen und ihren Student:innen, über Forscher:innen und Praktiker:innen bis hin zu Berater:innen ist alles dabei. Es haben tatsächlich 34 Autor:innen mitgemacht, darauf sind wir sehr stolz. Der Sammelband hat mit etwas mehr als 440 Seiten auch eine schöne Größe. Die 21 Kapitel teilen sich wie folgt auf:

• Grundlagen von Agilität im Unternehmen
• Lean und agile Führung
• Business-Agilität und Organisationsagilität
• Praxisteil von SAFe® & Co. mit Umsetzungsbeispielen

SAFe®-Framework: Agilität ganzheitlich und nachhaltig betrachten

KH: Mit Dean Leffingwell konnten Sie den Erfinder des SAFe®-Frameworks für ein Vorwort gewinnen. Wie unterscheidet sich das SAFe®-Framework von anderen agilen Ansätzen?

WS: Ich bin Dean sehr dankbar, dass er das Vorwort geschrieben hat. Das SAFe®-Framework betrachtet Agilität nicht für sich allein, sondern ganzheitlich und nachhaltig für das ganze Unternehmen. Wir sprechen hier von Business Agilität, Organisationsagilität, Technische-Team-Agilität in Balance zwischen Agile und Lean, also Effektivität und Effizienz.

KH: Leffingwell hat einen großen Anteil daran, agiles Arbeiten auch in großen Unternehmen praktikabel zu machen. Wie ist ihm das gelungen?

WS: Dean Leffingwell mit seinem ganzen Team hat Großartiges geschaffen, da er stets ein bis zwei Schritte voraus denkt. Das SAFe® Framework umfasst aktuell ca. 6.000 Internetseiten und wird jedes Jahr nach den eigenen Prinzipien und Methoden aktualisiert und überarbeitet. Für mich es nicht nur das weltweit am weitesten verbreitete skalierte Framework, sondern auch die Nummer eins bezüglich „Modelling of Excellence“ für Business im Allgemeinen, um stets den größten Nutzen für unsere Kunden zu schaffen.

KH: Inwiefern profitieren (Groß-)Unternehmen von der Einführung des SAFe®-Frameworks?

PS: Es profitieren nicht nur Großunternehmen, sondern jede Art von Unternehmen, da das SAFe®-Framework die modernsten Methoden, wie zum Beispiel Objective Key Results (OKR), Portfolio Canvas, Participatory Budegting, Time Horizon, Capacity Allocation Guardrails, Design Thinking, Test Driven Development und DevOpsSec beinhaltet. Es ist eine Anleitung von der Unternehmensstrategie über das Portfolio – der strategische Ebene über die Agile Release Trains (ART), Agile Teams bis zum Mitarbeiter – bis hin zur operativen Ebene, wie eine moderne Arbeitsweise im gesamten Unternehmen funktionieren kann und das in Zeiten der Digitalisierung und den immer schneller werdenden Veränderungen.

„Niemand ist perfekt, aber ein agiles Team kann es sein“

KH: Herr Siedl, Sie sind selbst zertifizierter SAFe® Program Consultant. Warum haben Sie sich zu dieser Ausbildung entschlossen? Was überzeugt Sie am SAFe®-Framework?

WS: Mein Motto war schon immer „Niemand ist perfekt, aber ein Team kann es sein“. Ich suche schon mein Leben lang nach Verbesserung in der Zusammenarbeit zwischen Menschen und wie wir selbst und als Team noch effektiver und effizienter werden. Als ich vor viereinhalb Jahren das SAFe® Framework über einen TCI Partner-Kollegen kennen gelernt habe, habe ich sehr schnell erkannt, wie groß das Potential ist. Ich lerne jeden Tag dazu und bin immer noch fasziniert, wie und wo man Agilität und Lean im Zusammenspiel noch verbessern kann. Es geht schon lange nicht mehr um Teams, sondern um ganze Firmen. Am Ende geht es darum, dass wir nur diesen einen Planeten Erde haben und wir Wegen finden müssen, um zusammen zu arbeiten, nicht nebeneinander oder gegeneinander. Ich denke, dass das SAFe® Framework uns auch hier einen praktischen Weg zeigt. Daher habe ich mein Motto angepasst: „Niemand ist perfekt, aber agile Teams können es sein.“

KH: Herr Siedl, Herr Steinhoff, ich danke Ihnen sehr für das interessante Interview und wünsche Ihnen viel Erfolg mit Ihrem Buch!

Das Interview mit Prof. Dr. Peter Steinhoff und Werner Siedl führte Katja Heumader für die TCI-Redaktion.

„Agilität in Unternehmen“: theoretisch fundiert und praxisnah

Im Fokus von „Agilität in Unternehmen“ steht die praktische Anwendung der Konzepte. Die Beiträger:innen des Sammelbandes decken dabei – neben der Einführung in die theoretischen Grundlagen – verschiedene Bereiche ab: Unternehmens- und Personalführung, Organisationsmanagement, Evaluation und Controlling, Entscheidungsverhalten, Rollen in Projekten sowie das Management von Geschäftsprozessen.

„Agilität in Unternehmen“ richtet sich an unternehmensinterne und -externe Praktiker:innen, für die Transformationsmanagement im Zentrum ihrer Aufgaben steht. Coaches, Business-Verantwortliche, Geschäftsführer:innen und andere Entscheidungsträger profitieren von den umfassenden Perspektiven des Sammelbandes ebenso wie Wissenschaftler:innen und Dozent:innen mit den Schwerpunktfächern Organisation, Agiles Management, Projektmanagement, Business Management, Change Management, Produktmanagement, Entwicklung, Prozessmanagement und Strategisches Management.

Hinweis der Redaktion:

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Quelle Coverbild: © Tierney | Adobe Stock