Der Schlüssel zur Zukunft: Restrukturierungen sind unvermeidbar

Petra Gerweck

Petra Gerweck

15. März 2024

Der Wertbeitrag von Human Resources und Kommunikation in der Restrukturierung

Restrukturierungen sind in der Geschäftswelt mit Veränderung, Anpassung und auch mit Herausforderungen verbunden. Sie stellen zuweilen tiefgreifende Transformationen dar. In einer Ära, in der sich die Märkte schnell verändern und Innovationen an der Tagesordnung sind, müssen Unternehmen agil und anpassungsfähig sein, um nicht nur zu überleben, sondern profitabel zu sein und sich weiterentwickeln zu können. Restrukturierungen sind strategische Notwendigkeit, um Effizienz zu steigern, Kosten zu senken und sich auf zukünftiges Wachstum auszurichten.  Eine sorgfältige Planung und Umsetzung sind dabei unerlässlich, um den langfristigen Erfolg des Unternehmens sicherzustellen.

Ein erfolgreicher Restrukturierungsprozess erfordert weit mehr als nur finanzielle Anpassungen oder organisatorische Neugliederungen. Im Kern geht es darum, die Belegschaft auf Veränderungen vorzubereiten, zu begleiten und letztlich zu überzeugen, dass die Neuausrichtung im besten Interesse aller Beteiligten ist. HR und interne Kommunikation spielen dabei eine entscheidende Rolle. Im Folgenden erläutern wir, warum diese Aspekte so wichtig sind und wie sie effektiv in den Restrukturierungsprozess integriert werden können.

Die Rolle von HR und Kommunikation in der Restrukturierung

Wie können HR und Kommunikation Veränderungen positiv gestalten?

HR ist das Rückgrat eines jeden Restrukturierungsprozesses, Kommunikation ein wesentliches Gestaltungsinstrument. Die Aufgabe beider Funktionen ist es, den Übergang so reibungslos wie möglich zu gestalten und dabei den menschlichen Faktor nicht aus den Augen zu verlieren. Einige Schlüsselbereiche, auf die sich dabei konzentriert werden sollte, sind:

Bedeutung der Unternehmenskultur und Kommunikation

Wie unterstützt die Kommunikation den Restrukturierungsprozess?

Insbesondere, wenn Restrukturierungen mit Personalabbau verbunden sind, ist die Aufrechterhaltung der Motivation und der Leistungsbereitschaft eine große Herausforderung. Dabei spielt die Kommunikation eine zentrale Rolle. Während sich in der ersten Phase das Personalmanagement vorrangig auf die Auswirkungen und Anforderungen geplanter Maßnahmen auf der Belegschaftsseite konzentriert, gilt es für die Kommunikation die Business Rationale vermittelbar zu machen und den unterschiedlichen Verständnisebenen anzupassen. Sie übernimmt in der Vorbereitung die Rolle des kritischen Hinterfragens und Übersetzers; Sie arbeitet den vermittelbaren Reason Why heraus und entwickelt die Storyline. Häufig obliegt es der Kommunikation auch, die erforderlichen Präsentationen und Entscheidungsunterlagen für beispielsweise das Top-Management, den Wirtschaftsausschuss und später auch für den Betriebsrat zu erstellen. Notwendig für diese Aufgaben ist ein gutes Verständnis für unternehmerische und strategische Sachverhalte sowie Erfahrung mit den Anforderungen von Restrukturierungsprozessen.

Rechtliche Herausforderungen in der Restrukturierung

Wie navigiert man zwischen den rechtlichen Klippen in Restrukturierungszeiten?

Ein wesentlicher Aspekt, der die Komplexität von Restrukturierungen für die HR-Abteilung unterstreicht, ist die Beachtung der zahlreichen arbeitsrechtlichen Rahmenbedingungen. Von den initialen Verhandlungen mit den Arbeitnehmervertretungen bis hin zum eigentlichen Trennungsprozess sind HR-Verantwortliche gefordert, ein breites Spektrum rechtlicher Vorgaben zu navigieren. Dies beginnt mit den grundlegenden Verhandlungen über den Restrukturierungsplan, die oft schon frühzeitig ein hohes Maß an diplomatischem Geschick und rechtlichem Know-how erfordern. Die Einbindung der Arbeitnehmervertretungen ist dabei nicht nur eine rechtliche Notwendigkeit, sondern dient auch dazu, Transparenz zu schaffen und die Akzeptanz für die anstehenden Veränderungen zu erhöhen. Hier ist auch das Zusammenspiel mit der Kommunikation wichtig. Das beginnt bereits bei der Planung. Während das Personalmanagement im Blick nach vorne Zeitplan und Schritte im Kernprozess definiert, blickt Kommunikation von dem Tag zurück, an dem das Projekt öffentlich werden soll. Zu diesem Zeitpunkt müssen alle Kommunikationsmaßnahmen greifen – von der Führungskräfteinformation bis zum Kundenbrief, von der Mitarbeiterversammlung bis zum Briefing öffentlicher Mandatsträger. Während den Verhandlungen mit dem Betriebsrat hat die Kommunikation die unterschiedlichen Stakeholder innerhalb und außerhalb des Unternehmens im Blick. Sie kennt deren Bedürfnisse und Interessen und ist in der Lage, begleitende Dialoge zu führen oder in konfliktären Prozessen zielorientiert zu intervenieren.

Operative HR-Aufgaben in der Restrukturierung

Operative Exzellenz: Wie HR den Wandel praktisch unterstützt

Im weiteren Verlauf sind HR-Fachkräfte mit einer Reihe von operativen Aufgaben konfrontiert, die eine präzise Ausführung erfordern. Dazu gehören unter anderem die Durchführung von Kündigungen, die sorgfältige Sozialauswahl, die Gestaltung von Aufhebungsverträgen und nicht zuletzt die Umsetzung von Versetzungen. Jeder dieser Schritte muss sorgfältig geplant und im Einklang mit den geltenden Gesetzen und tariflichen und betrieblichen Vorgaben durchgeführt werden, um rechtliche Risiken zu minimieren und den fairen Umgang mit den betroffenen Mitarbeitern sicherzustellen. Eine offene, transparente und regelmäßige Kommunikation hilft in dieser Phase, die Maßnahmen verständlich zu machen, Unsicherheiten zu minimieren und das Vertrauen der Belegschaft zu stärken.

Menschlicher Aspekt in der HR-Rolle

Emotionale Intelligenz: Der Schlüssel in der HR-Strategie während des Wandels

Die Herausforderung für HR besteht darin, diese operativen und rechtlichen Anforderungen nicht nur zu erfüllen, sondern auch den menschlichen Aspekt nicht aus den Augen zu verlieren. Der Umgang mit den persönlichen und beruflichen Auswirkungen, die eine Restrukturierung für die Mitarbeiter mit sich bringt, erfordert ein hohes Maß an Einfühlungsvermögen und Unterstützungsbereitschaft. HR-Experten sind insbesondere in diesen Zeiten nicht nur als Verwalter von Prozessen gefragt, sondern auch als Berater und Unterstützer für die Belegschaft, um den Übergang so reibungslos und positiv wie möglich zu gestalten.

Personalentwicklung und operative Effizienz

Wie kann Restrukturierung zur Talentneupositionierung beitragen?

In Zeiten der Restrukturierung tritt ein Aspekt häufig in den Hintergrund: die Personalentwicklung. Restrukturierungen bieten die Gelegenheit, Talente neu zu positionieren, Weiterbildungsmaßnahmen anzupassen und Karrierepfade im Einklang mit der neuen Unternehmensausrichtung zu gestalten. Gleichzeitig ist es wichtig, den Fokus auf die operative Effizienz zu legen und Prozesse zu optimieren, um die Produktivität zu steigern und Kosten zu senken.

Würdevoller Trennungsprozess und Vertrauensaufbau

Wie stärkt ein respektvoller Abschied das Unternehmensbild?

Ein Aspekt, der in der Diskussion um Restrukturierungen oft zu kurz kommt, ist der geordnete Trennungsprozess für die Mitarbeiter, die von einem Stellenabbau betroffen sind. Es ist von entscheidender Bedeutung, diesen Prozess mit Würde und Respekt zu gestalten. Ein fairer und transparenter Umgang hilft nicht nur den betroffenen Mitarbeitern, den Übergang besser zu bewältigen, sondern stärkt auch das Vertrauen der verbleibenden Belegschaft in das Unternehmen. Es geht darum, Unterstützung anzubieten, sei es in Form von Abfindungspaketen, Outplacement-Beratung oder psychologischer Betreuung, um den Betroffenen einen positiven Neuanfang zu ermöglichen. Die Kommunikation begleitet diesen Prozess in der Betriebsöffentlichkeit. Sie achtet darauf, dass auch in dieser Zeit die Mitarbeiter nicht allein gelassen werden und regelmäßige Rückmeldungen über den Stand des Prozesses erhalten. Weil Kommunikation nicht nur inhaltliche Vermittlung, sondern auch Zeichen ist, kommt es dabei nicht auf die Verkündung großer Neuigkeiten an. Vielmehr geht es darum zu zeigen, dass das Unternehmen sich der Auswirkung der Maßnahmen auf die Mitarbeiter bewusst ist. Gleichzeitig muss aber auch die Wirksamkeit bereits ergriffener Maßnahmen deutlich gemacht werden. Die oft zitierten „low hanging fruits“ müssen nicht nur geerntet, sondern auch als Bestätigung für den eingeschlagenen Weg vermittelt werden.

Vorbereitung von Führungskräften auf Trennungsgespräche

Führungskompetenz in Krisenzeiten: Vorbereitung auf die Gespräche mit den betroffenen Mitarbeitern

Eine weitere wichtige Aufgabe von HR und Kommunikation in Restrukturierungsprozessen ist es, sicherzustellen, dass Führungskräfte angemessen auf die Führung von Trennungsgesprächen vorbereitet werden. Dies beinhaltet nicht nur die Vermittlung von Kenntnissen über die rechtlichen Aspekte und Unternehmensrichtlinien, die bei solchen Gesprächen zu beachten sind, sondern auch die Schulung in Kommunikationsfähigkeiten und empathischem Verhalten. Durch die Vorbereitung der Führungskräfte darauf, schwierige Gespräche mit Würde, Respekt und Verständnis zu führen, tragen HR und Kommunikation dazu bei, den Trennungsprozess für alle Beteiligten so positiv wie möglich zu gestalten. Dies stärkt nicht nur das Vertrauen der direkt betroffenen Mitarbeiter, sondern auch das der gesamten Belegschaft, indem es zeigt, dass das Unternehmen sich um einen fairen und respektvollen Umgang bemüht.

HR hat zentrale Rolle in der Restrukturierung

HR als Architekt des Wandels

Insgesamt zeigt sich, dass die Rolle von HR in Restrukturierungen eine zentrale und vielschichtige ist, die weit über die reine Personalverwaltung hinausgeht. Es ist ein Balanceakt zwischen der Einhaltung rechtlicher Vorgaben, der operativen Abwicklung von Personalmaßnahmen und der emotionalen Unterstützung der Mitarbeiter. Durch die professionelle Bewältigung dieser Aufgaben leistet HR einen entscheidenden Beitrag zum Erfolg der Restrukturierung und zur Zukunftsfähigkeit des Unternehmens.

Individualität jeder Restrukturierung

Maßgeschneiderte Lösungen: Der Goldstandard in der Restrukturierungsstrategie

Ein zentraler Aspekt, der in der Planung und Durchführung von Restrukturierungen oft unterschätzt wird, ist die Einzigartigkeit jeder Situation. Jede Restrukturierung birgt ihre eigenen Herausforderungen, Chancen und Risiken. Eine erfolgreiche Restrukturierung erfordert maßgeschneiderte Lösungen, die nicht nur die spezifischen Bedürfnisse des Unternehmens, sondern auch die seiner Mitarbeiter berücksichtigen. HR-Abteilungen müssen daher in der Lage sein, dynamisch auf Veränderungen zu reagieren und individuelle Lösungen zu entwickeln, die sowohl den rechtlichen Rahmenbedingungen entsprechen als auch den menschlichen Aspekt der Veränderungsprozesse respektieren.

Schlussfolgerung

Zukunftssicherung durch strategische HR- und Kommunikationsarbeit

Restrukturierungen sind komplexe Prozesse, die über die Neugestaltung von Geschäftsprozessen hinausgeht und tief in die Unternehmenskultur eingreift. Es ist ein umfassender Prozess, der strategisches Denken, empathische Führung und ein starkes Engagement für die Mitarbeiter erfordert. Indem Unternehmen diese Aspekte berücksichtigen, können sie nicht nur die Herausforderungen einer Restrukturierung meistern, sondern auch eine starke Grundlage für zukünftigen Erfolg schaffen

HR und Kommunikation sind unverzichtbare Säulen dieses Prozesses, die nicht nur helfen, den Übergang zu erleichtern, sondern auch eine neue Basis für zukünftiges Wachstum und Erfolg zu schaffen. Durch die Fokussierung auf diese Bereiche können Unternehmen nicht nur die unmittelbaren Herausforderungen einer Restrukturierung bewältigen, sondern auch eine resiliente und anpassungsfähige Belegschaft aufbauen, die bereit ist, die Chancen der Zukunft zu ergreifen.

Über die Autoren

Alexander Zang ist Partner der TCI und Geschäftsführender Gesellschafter der BCC, Business Communications Consulting GmbH in Frankfurt/Main. Er begleitet Transformationsprozesse in Industrie- und Dienstleistungsunternehmen. Schwerpunkte liegen im Change Management, im Stakeholder- und Konfliktmanagement sowie in der Kommunikation von Nachhaltigkeitsstrategien.

Petra Gerweck ist Partnerin der TCI,  Senior Executive Peoplemanagerin und Rechtsanwältin mit 30+ Jahre umfassender Expertise im Personalmanagement und Arbeitsrecht. Mit einem Schwerpunkt auf Interim Management und Projektmanagement unterstützt sie Unternehmen dabei, komplexe HR-Herausforderungen erfolgreich zu bewältigen und strategische Ziele zu erreichen.

Quelle Coverbild: © Mdisk | Adobe Stock

Über den Autor

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