Digital Nudging: Interne Kommunikation effizienter gestalten

Besonders in der internen Kommunikation hat die Corona Pandemie nachhaltige Veränderungen herbeigeführt. Da viele Mitarbeiter auch nach Beendigung der Maßnahmen weiter im Homeoffice verblieben sind, ist die Kommunikation dezentraler geworden. Die Mittel und Wege, wie Kolleg:innen und Mitarbeiter:innen zu erreichen sind, wie sich gemeinsam Entscheidungen treffen lassen und wie sich Mitarbeiterverhalten steuern lässt, müssen sich daher ebenfalls verändern. Eine Möglichkeit bietet Digital Nudging.

Nudging in der Personalführung

Das Konzept des Nudging stammt aus der Verhaltensökonomik; 2017 erhielt der US-Wissenschaftler Richard Thaler für seine Forschungen in diesem Bereich den Wirtschaftsnobelpreis. „Nudge“ ist das englische Wort für „Anstupser“ – es handelt sich um eine indirekte und subtile Form, Verhalten in eine vorteilhafte Richtung zu lenken. Dabei hat der:die Beeinflusste aber jederzeit die Möglichkeit, sich frei zu entscheiden und auch eine andere Handlungsoption als die eigentlich gewünschte zu wählen.

Dem Prinzip des Nudging liegt die Erkenntnis zugrunde, dass wir Menschen unsere Entscheidungen nicht immer rational treffen. Wir entscheiden also nicht allein aufgrund einer Abwägung zwischen Kosten und Nutzen, sondern

  • unterliegen Fehleinschätzungen.
  • sind unmotiviert.
  • haben zu wenig Zeit, um wirklich alle Handlungsoptionen zu prüfen.
  • entscheiden nach dem geringsten Aufwand.
  • sind beeinflusst durch unsere soziale Rolle und das Verhalten unserer jeweiligen Gruppe.

In der Personalführung können Nudges dazu beitragen, die Produktivität zu steigern, gesundheitsbewusstes Verhalten zu fördern oder auch Kosten zu senken. Dies kann durch Best Practice Beispiele, Durchschnittsergebnisse, die besten Leistungen, die Platzierung von Obst und Gemüse in der Kantine auf Augenhöhe oder papiersparende Druckervoreinstellungen gelingen.

Digital Nudging: Ziele und Verbesserungen in der internen Kommunikation

Auch in digitaler Form funktioniert Nudging. Digital Nudging kann die interne Kommunikation verbessern, indem Mitarbeitende im Homeoffice eingebunden und mitgenommen werden, Transparenz und Information innerhalb des Unternehmens gewährleistet sind und den Mitarbeitern ein Mittel an die Hand gegeben wird, um sich selbst zu kontrollieren sowie eine gesunde Trennung zwischen Arbeit und Freizeit zu schaffen.

Digital Nudging findet in der digitalen Umgebung von Unternehmen statt, also beispielsweise auf Unternehmenswebseiten, Markenkanälen in sozialen Medien, in E-Mail-Programmen, in sozialen Netzwerken von Unternehmen, in Online-Shops und Smartphone-Apps. Benutzeroberflächen und Standardeinstellungen sind dabei so gestaltet, dass Entscheidungen effizient und vorteilhaft getroffen werden und Workflows nicht gestört werden.

Beispiele für Digital Nudging in der internen Kommunikation

Da die interne Kommunikation zunehmend dezentraler wird, verändern sich die Aufgaben und Herausforderungen, die mit ihr verbunden sind. Durch Digital Nudging lassen sich diese bewältigen.

Mitarbeiter:innen einbinden

Wer viel Zeit im Homeoffice verbringt hat zwangsläufig weniger Kontakt zu den Kolleg:innen. Damit Mitarbeitende nicht isoliert werden und in alle Entscheidungen ausreichend eingebunden sind können beispielsweise Informationen immer von einem Zuständigen zur gleichen Zeit als Stichpunktliste verschickt werden. Dadurch wird es leichter, alle Mitarbeitenden auf dem gleichen Informationslevel zu halten.

Workflows nicht stören

Chat- und Pushnachrichten aus Teams oder anderen Programmen stören den Workflow, besonders, wenn man konzentriert an einer Sache arbeitet. Es kann daher sinnvoll sein, Zeiträume zu vereinbaren, in denen keine E-Mails gecheckt werden und Chatnachrichten blockiert sind. Denn viele Mails und Chatnachrichten sind vermeidbare Ablenkungen, die sich durch gezielte Einstellungen reduzieren lassen. In den geblockten Zeiträumen ist konzentriertes Arbeiten besser und effizienter möglich, während die anderen Zeiträume für Abstimmung und die Beantwortung von Anfragen reserviert bleiben.

Digital Nudging zur Erlernung neuer Tools

Auch um den Umgang mit neuen Programmen und Tools zu erleichtern, eignet sich Digital Nudging. Ein Nudge kann hier zum Beispiel ein Tutorial mit einer Checkliste sein, mit dessen Hilfe sich Mitarbeiter:innen selbst das neue Programm aneignen können. Sie bekommen einen „Schubser“ in die Richtung, sich mit neuen Dingen auseinanderzusetzen, neue Funktionen eigenständig kennenzulernen und entlasten dadurch die IT-Abteilung.

Voraussetzungen für erfolgreiches Digital Nudging

Der wichtigste Aspekt für die erfolgreiche Implementierung von Digital Nudging ist die vernetzte Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Abteilungen und Funktionen im Unternehmen. Während beispielsweise der Vertrieb die Ziele definiert, muss die Personalabteilung die Verhaltensbeeinflussung und rechtliche Aspekte im Blick behalten und die IT-Abteilung die Lösungen technisch umsetzen. Es gilt zudem die verschiedenen Interessen und Eigenschaften zu verstehen und in Ausgleich zu bringen sowie ethische Bedenken ernst zu nehmen und aufzulösen. Für diese Aufgaben bedarf es qualifizierter Kommunikationsfachleute, die die Führung übernehmen und den Dialog schaffen.

Quelle Coverbild: © wetzkaz | Adobe Stock

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Oliver Foitzik

Oliver Foitzik

Oliver Foitzik ist seit 2009 TCI Partner und zuständig für Business Development. Als Senior Berater liegt sein Fokus auf Fragestellungen rund um Strategie, Organisation, Prozesse und IT. Zudem ist er Experte für Kommunikation und Neue Medien.

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