Transformation im Kreditwesen: IT wird für Banken immer wichtiger

Andreas Werner-Scheer

Andreas Werner-Scheer

4. Dezember 2020

In ihrem Buchbeitrag zum zweiten Sammelband zum Enterprise Transformation Cycle (ETC) schildern Nico Pantelmann und Andreas Werner-Scheer eine Transformation im Kreditwesen. Im Interview geben die beiden Autoren einen Überblick über das Projekt und die spezifischen Anforderungen, die IT im Bankenwesen zu erfüllen hat. Denn der Banken- und Kreditsektor gehört zu den am stärksten regulierten Wirtschaftssektoren. Das bringt spezifische Anforderungen in Sachen Compliance mit sich.

Anmerkung der Redaktion: Hier geht’s direkt zu Teil 2 des Interviews „In der Digitalisierung von Banken steckt großes Potential“ – Interview mit Nico Pantelmann und Andreas Werner-Scheer – TCI GmbH

Transformation im Kreditwesen: Spezifische Anforderungen an Banken

Beate Greisel (BGR): In Ihrem Beitrag im zweiten ETC-Band geht es um ein Transformationsprojekt in einem Kreditinstitut im Sinne des Kreditwesengesetzes. Welche besonderen Herausforderungen kommen zu den üblichen Faktoren bei einer Transformation für diese Art von Organisation hinzu?

Andreas Werner-Scheer (AWS): Banken gehören zu den am stärksten regulierten Unternehmen. Daher ist bei allen Transformationsvorhaben die Compliance von größter Wichtigkeit. Und genau darauf zahlen letztendlich angemessene Governance- und Serviceprozesse ein.

Nico Pantelmann (NPA): Aus meiner Sicht wird der notwendige kulturelle Wandel bei Transformationsprojekten oft unterschätzt. Gerade im Bankenumfeld herrscht eine klassische Denke vor und es ist oft schwer, die notwendige Akzeptanz zu finden.

BGR: Konkreter Anlass der IT-Transformation war das BaFin-Rundschreiben „10/2017 (BA)“ vom 06. November 2017, worin Bankaufsichtliche IT-Anforderungen definiert wurden. Worum ging es dabei und wie reagierte das Kreditinstitut auf diese Veröffentlichung?

NPA: Die BAIT (Bankaufsichtliche Anforderungen an die IT, konkretisiert im BaFin-Rundschreiben 09/2017, Anm. d. Red.) wurde als Konkretisierung der MaRisk (Mindestanforderung an das Risikomanagement, Anm. d. Red.) veröffentlicht. Aus meiner Sicht wollte die BaFin damit noch einmal ganz klar zum Ausdruck bringen, dass die IT bei Banken einen immer größeren Stellenwert einnimmt und die Banken sich Gedanken um ihre IT (-Prozesse) sowie die daraus resultierenden Risiken machen müssen. Eine besondere Bedeutung bekam die BAIT dadurch, dass Sie direkt an die Vorstände beziehungsweise Geschäftsleitungen adressiert wurde.

AWS: Die BAIT sind eine Konkretisierung der schon lange existierenden Mindestanforderungen an das Risikomanagement im Bereich der IT von Banken. Aufgrund der durch die Digitalisierung immer weiter steigende Bedeutung der IT hat die Bankenaufsicht reagiert und den Banken klare Leitplanken gesetzt. Diesen kann sich keine Bank entziehen.

Priorisierung mit Quick Check sichert effizientes Vorgehen

BGR: Wie sah im Anschluss an diese Entscheidung das konkrete Vorgehen aus?

AWS: Zwei Säulen der BAIT wurden gestärkt. Zum einen galt es, die IT-Strategie zu präzisieren und zum anderen, die IT-Prozesse weiter zu professionalisieren. Für den zweiten Bereich hat sich das Bankhaus entschieden, sich an dem internationalen Standard COBIT zu orientieren. Da die Bank auch umsichtig mit Ihren Aufwänden umgehen muss, hat sie den Weg gewählt, über einen Quick Check die IT-Prozesse zu identifizieren, bei denen der größte Handlungsbedarf besteht. Für diese Prozesse wurden dann systematisch die Optimierungen definiert.

NPA: Den COBIT-Standard hat das Bankhaus in den Bankstrategien verankert. Durch die Orientierung an COBIT wird sichergestellt, grundsätzlich alle Themen beziehungsweise Prozesse zu adressieren.

BGR: Für welche Bereiche entstanden damit priorisierte Handlungsbedarfe?

NPA: Aus dem Quick Check konnten mehrere Handlungsstränge quer über alle Bereiche abgeleitet werden. Beispielhaft würde ich hier die Prozesse DSS02 „Managed Service Request and Incidents“ sowie BAI06 „Managed IT-Changes“ nennen.

BGR: Decken sich Ihrer Erfahrung nach diese Herausforderungen und Handlungsbedarfe mit denen anderer Banken oder anderen Einrichtungen in Deutschland?

AWS: Ja, absolut. Generell haben die IT-Service- und Managementprozesse bei Finanzdienstleistern in Deutschland einen deutlich verbesserungsfähigen Reifegrad.

NPA: Dem muss ich leider zustimmen. Oft wird bei Finanzdienstleistern das Hauptaugenmerk auf die Behebung von Prüfungsfeststellungen gelegt, was eine ganzheitliche Optimierung in der Regel verhindert.

BGR: Herr Werner-Scheer, Herr Pantelmann, ich danke Ihnen für diese interessanten Einblicke in die IT-Anforderungen im Bankenwesen. Nächste Woche geht es in Teil 2 dieses Interviews um die Digitalisierung der Banken im Allgemeinen.

Das Interview mit Nico Pantelmann und Andreas Werner-Scheer führte Beate Greisel für die TCI-Redaktion.

„Transformationsvorhaben mit dem Enterprise Transformation Cycle meistern“ – erschienen August 2020

Die Transformation Consulting International begleitet seit vielen Jahren national und international Transformationsprojekte in Unternehmen. Basierend auf diesem umfangreichen Erfahrungsschatz zur praktischen Umsetzung ist nach dem ersten Band „Der Enterprise Transformation Cycle“ der zweite Band mit dem Titel „Transformationsvorhaben mit dem Enterprise Transformation Cycle meistern: Projekte erfolgreich planen, durchführen und abschließen“ im renommierten Springer-Verlag erschienen. Als Weiterführung zum ersten Band berücksichtigt dieser weitere Wünsche und Anregungen von Lesenden und legt konkrete Transformationsprojekte und Handlungssituationen von Expert*innen der TCI in ihrer täglichen Anwendung des ETC dar. Herausgeber des über 500-seitigen Bandes sind Mario A. Pfannstiel und Peter F.-J. Steinhoff. Sie finden darin zahlreiche theoretisch-konzeptionelle Beiträge sowie Fallbeispiele aus der Praxis zum „Enterprise Transformation Cycle“.

(Coverbild: © Hand Robot | Adobe Stock)

Über den Autor

Andreas Werner-Scheer

Andreas Werner-Scheer

Der engagierte und businessorientierte Berater bringt langjährige Erfahrung im Management von Digitalisierungsprojekten im Banken- und Kreditwesen mit. Durch seine gute Vernetzung in Finanz- und Technologieunternehmen kann er seine Kunden optimal unterstützen.

Teile diesen Artikel auf Social Media

Weitere Blogartikel

Mehr aus unserem Blog

Harrlachweg 2

68163 Mannheim
Deutschland

KONTAKT

Sie haben eine Anfrage? Gerne!

© 2024 TCI • Alle Rechte vorbehalten.