Steuerung von Prozessen: Agilität als Antwort auf steigende Komplexität

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Frank Ahlrichs

22. Oktober 2021

Steigende Komplexität führt dazu, dass die Steuerung von Prozessen nicht immer die beabsichtigten Effekte produziert. Ursache-Wirkungszusammenhänge werden zunehmend unklar. Schrittweises Vorgehen und Korrekturen bei Bedarf bestimmen daher die Steuerung von Prozessen in Unternehmen. Dafür eignen sich besonders agile Methoden, wie Frank Ahlrichs, Autor des Beitrags „Auswirkungen von SAFe® auf das Management von Geschäftsprozessen“ im Sammelband „Agilität in Unternehmen“ im Interview ausführt.

Anmerkung der Redaktion: Hier geht’s direkt zu Teil 1 des Interviews mit Frank Ahlrichs „Wir müssen Prozesse anders managen – Interview mit Frank Ahlrichs

Steuerung von Prozessen braucht Erfahrung und Können

Katja Heumader: Immer wieder heißt es, wir leben in einer komplexen Welt. Was bedeutet das konkret?

Frank Ahlrichs: Komplexe Entscheidungssituationen haben im Gegensatz zu komplizierten Entscheidungssituationen keine erkennbaren Ursache-Wirkungszusammenhänge. Das ändert alles. Wenn der Entscheider nicht mehr erkennen kann, was sich durch eine definierte Maßnahme konkret verändert, ist die Steuerung von Prozessen nach bisherigem Muster nicht mehr möglich. Dann hilft nur noch Erfahrung und Können, um in die richtige Richtung ausprobieren zu können, ob sich die gewünschten Effekte ergeben. Wenn ja, geht man weiter in dieser Richtung, wenn nein, muss der Entscheider einen anderen Weg ausprobieren. Das ist ein anderes Paradigma der Unternehmenssteuerung und erfordert eine andere Art zu arbeiten.

KH: Warum ist agiles Management die Antwort auf diese komplexe Umwelt?

FA: Agilität deckt genau diese schrittweise Denk- und Arbeitsweise ab, die in komplexen Situationen erforderlich ist. Daneben ist eine agile Führung wichtig, um diese Arbeitsweise mit agilen Methoden überhaupt sinnvoll zu ermöglichen.

KH: Welche Methoden zum Umgang mit Komplexität bietet das SAFe®-Framework?

FA: SAFe® ist als Framework ein ganzer Werkzeugkasten und bietet als integriertes Modell praktisch alle bekannten agilen Methoden an, sowohl für die strategische Gestaltung des Leistungsportfolios als auch für die operative Ebene der Entwicklung und Abwicklung. Solche Methoden sind zum Beispiel Design Thinking, OKR, Scrum und Kanban.

Lean und Agil basieren auf denselben Grundsätzen

KH: SAFe® ergänzt agile Management um lean Management. Welche Vorteile ergeben sich daraus?

FA: Aus dem Lean Management kennen wir dieselben Grundsätze, die auch im agilen Management bekannt sind:

  • Betrachte alles aus der Perspektive des Kunden,
  • Fokussiere auf Wertschöpfung,
  • Erhalte einen stetigen Fluss der Leistungen, et cetera.

Lean und agil gehören zusammen. Sie wechseln sich sozusagen stetig ab. Agile Phasen erlauben eine Neuausrichtung bei veränderten Rahmenbedingungen, lean Phasen erlauben eine sehr effiziente Bearbeitung der Aufgaben. So schafft die Anwendung von SAFe® sowohl eine hohe Effektivität als auch eine hohe Effizienz.

KH: Was bedeuten diese Erkenntnisse für die Steuerung von Prozessen in Unternehmen?

FA: Die Prozesse werden grundsätzlich immer noch mit klaren Kennzahlen in den beiden Kategorien Ergebniskennzahlen und Performancekennzahlen gesteuert. Die Inhalte dieser Kennzahlen können sich ändern, wenn der Fokus zum Beispiel auf dem Kundennutzen, dem Outcome, und nicht mehr auf dem Output, also den produzierten beziehungsweise gelieferten Produkten liegt. Zudem gibt es eine Tendenz zu mehr strategischen Kennzahlen. Und es werden noch weniger finanzielle Kennzahlen verwendet als im Prozessmanagement ohnehin schon.

Neue Elemente in der Steuerung von Prozessen sind neben den ‚lagging indicators‘, die nach Abschluss der Prozesse vergangenheitsorientiert deren erreichte Leistung messen, auch ‚leading indicators‘, die möglichst frühzeitig Hinweise auf die voraussichtliche Prozessleistung geben. Solche Frühindikatoren können aus dem Feedback von Kunden auf vorläufige Produkte stammen.

KH: Lieber Herr Ahlrichs, herzlichen Dank für das interessante Gespräch.

Das Interview mit Frank Ahlrichs führte Dr. Katja Heumader für die TCI-Redaktion.

„Agilität in Unternehmen“: theoretisch fundiert und praxisnah

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Bild: © Springer Verlag

Im Fokus von „Agilität in Unternehmen“ steht die praktische Anwendung der Konzepte. Die Beiträger:innen des Sammelbandes decken dabei – neben der Einführung in die theoretischen Grundlagen – verschiedene Bereiche ab: Unternehmens- und Personalführung, Organisationsmanagement, Evaluation und Controlling, Entscheidungsverhalten, Rollen in Projekten sowie das Management von Geschäftsprozessen.

„Agilität in Unternehmen“ richtet sich an unternehmensinterne und -externe Praktiker:innen, für die Transformationsmanagement im Zentrum ihrer Aufgaben steht. Coaches, Business-Verantwortliche, Geschäftsführer:innen und andere Entscheidungsträger profitieren von den umfassenden Perspektiven des Sammelbandes ebenso wie Wissenschaftler:innen und Dozent:innen mit den Schwerpunktfächern Organisation, Agiles Management, Projektmanagement, Business Management, Change Management, Produktmanagement, Entwicklung, Prozessmanagement und Strategisches Management.

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Über den Autor

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Frank Ahlrichs

Frank Ahlrichs ist Partner der TCI, zertifizierter SAFe Program Consultant, Autor und Spezialist für die Themen Prozessmanagement, Controlling und Innovationsmanagement. Er ist seit 20+ Jahren in diversen Unternehmen in Interims- und Projektaufgaben in der Gestaltung rationeller Organisationen tätig.

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