Business Intelligence in Zeiten von Realtime und Cloud – Nutzen Sie die SAP-Migration auf S/4!

Jörn Döring

Jörn Döring

19. Juli 2019

Mit der Zeit wachsen glücklicherweise nicht nur die Kundenerwartungen, sondern auch die Möglichkeiten, die einem Unternehmen zur Verfügung stehen. Einen entscheidenden Vorteil in punkto Wettbewerbsfähigkeit bietet eine moderne Business Intelligence: Mithilfe von In-Memory- und Cloud-Systemen wird es möglich, deutlich schneller auf Änderungen zu reagieren – letztendlich sogar in Realtime. Wie das konkret aussehen kann, und inwiefern gerade eine SAP-Migration besonders große Potenziale erschließt, erfahren Sie im folgenden Interview-Teil Eins mit Dr. Jörn Döring.

„Suchen Sie noch oder steuern Sie schon?“ – Interview mit Dr. Jörn Döring

Schönen guten Tag Herr Dr. Döring, wie sieht ein modernes Business Intelligence (BI) aus?

In einem modernen BI haben sie von überall auf der Welt Zugriff auf die Daten, die Sie zum Steuern Ihres Unternehmens brauchen: Cash Flow, Profit, Umsatz, Risiko und Plan-Ist-Vergleich – und das in Realtime. Stellen Sie sich vor, Ihre Produktion in Südamerika kann aufgrund widriger Witterungsbedingungen derart eingeschränkt werden, dass ein Kunde in Südostasien nicht rechtzeitig beliefert werden kann und am Ende mit einer hohen Wahrscheinlichkeit droht abzuspringen. Und das ist einer Ihrer wichtigsten Kunden! Wann wollen Sie wissen, wann das passiert? Natürlich so früh wie möglich, damit Sie rechtzeitig gegensteuern können. Das können Sie beispielsweise tun, indem Sie auf die Produktion in Mittelamerika ausweichen, weil ein sehr ähnliches Produkt dort auch hergestellt wird, das dem Kunden auch genügen wird. Dabei mindere ich gleichzeitig das Risiko des Ausfalls in Südamerika – weil ich genau weiß, wann ich die Ersatzteile bestellen muss. Und das ist nur ein einfaches Beispiel dafür, welchen weitreichenden Unterschied BI-Systeme machen können.

Welche Grundlage müssen Unternehmen schaffen, um diese Möglichkeiten durch Business Intelligence nutzen zu können?

Um so etwas Realität werden zu lassen, müssen Sie direkt auf die Daten zugreifen können, die bei der operativen Arbeit entstehen. Wir sprechen hier von der Single Source of Truth. Damit alle relevanten Daten auch zur richtigen Zeit zusammenkommen, müssen Sie die Datenflüsse automatisieren. Die Virtualisierung von Daten über Systemgrenzen hinweg wird hierbei immer wichtiger. Spätestens dann, wenn Sie Algorithmen der künstlichen Intelligenz nutzen wollen. Und die brauchen Sie, um die Daten, die zum Beispiel Ihre Maschinen rund um die Welt gesendet haben, oder Daten zum Benchmark oder zur Preisvorhersage, sinnvoll auswerten zu können. So etwas funktioniert nur mit einem Cloud-Ansatz – sprich: die Daten werden über das Internet gebündelt. Da ist es zunächst egal, ob es sich um eine private oder öffentliche Cloud handelt. Wichtig ist, dass der Datenschutz und die Datensicherheit eingehalten werden. Und glauben Sie mir, das werden sie. Sonst ist das Geschäftskonzept aller Cloudanbieter hinfällig. Und ohne Ihnen oder Ihren Mitarbeitern zu nahe treten zu wollen: Diese Anbieter können mit der Technik besser umgehen als die IT-Abteilung Ihres Unternehmens.

Damit die Mitarbeiter im Unternehmen eine solche Umstellung akzeptieren und dazu beitragen, bedarf es einer einleuchtenden Baseline. Wie würden Sie diese definieren?

Am Ende müssen Sie sich darauf verlassen können, dass die Daten, die Sie für Ihre Entscheidungen nutzen, auch richtig und aktuell sind, also dass Sie ihnen vertrauen können. Gegebenenfalls wollen Sie einen Bericht für Ihre Zwecke anpassen und verändern, um somit eine neue Sicht auf die Daten und damit einen zusätzlichen Wertbeitrag zu bekommen. All solche Sachen gehen nur, wenn eine BI-Lösung Transparenz herstellt und einen sogenannten Self Service zulässt.

Zu der Transparenz gehört in der Tat auch, dass die Definition der Kennzahlen einfach und nachvollziehbar sowie unternehmensweit akzeptiert ist. Klingt einfach, ist es aber leider in der Praxis nicht. Oder wenn ich daran denke, wie Unternehmen ihr Wissen in immer neuen Dokumenten-Strukturen ablegen und am Ende doch nichts finden. Die Suche scheitert allein schon daran, dass alles nach drei Wochen wieder anfängt, auseinander zu laufen und jeder sowieso anders sucht. Mit einer semantischen Suche passiert sowas nicht. Von dieser Umgestaltung der Geschäftsprozesse haben also alle etwas – jeder einzelne Mitarbeiter wie auch die Führungsebene in jeder Hinsicht.

SAP Features helfen dabei, Geschäftsprozesse komfortabel zu vereinfachen

Das dürfte jedem Einzelnen einleuchten. Kommen wir zurück zur Anwendung: Wie sieht das im SAP-Umfeld konkret aus?

Mit dem Umstieg auf die in-memory-Datenbank HANA hat die SAP nicht nur den Datenzugriff immens beschleunigt. Vielmehr sind auch die Datenmodelle und damit die ganzen Auswertemöglichkeiten vereinfacht. Früher brauchte man noch ein eigenes Business Warehouse (BW) System, um Daten zu aggregieren und Ergebnisse vorzuberechnen. Ansonsten waren die von den Endnutzern gewünschten Antwortzeiten nicht zu erreichen. Heute hingegen können ganze Unternehmen ohne Weiteres in einem einzigen SAP S/4 HANA alle ihre Geschäftsprozesse abbilden. Jetzt können Sie mit den Werkzeugen des sogenannten Embedded Analytics die Daten vor Ort auswerten, wo sie entstehen – womit wir wieder bei dem Single Source of Truth wären. Das ist wichtig, um operative Prozesse während der Transaktion mit Kennzahlen zu unterstützen. Genauso ist es Ihnen möglich, innerhalb einer Datenanalyse direkt in die Stammdatenpflege zu springen und dort Werte sofort einzutragen oder zu ändern, zum Beispiel die geänderte Anschrift eines Geschäftspartners.

Was ist, wenn ein Unternehmen dennoch mit mehreren Systemen arbeiten möchte?

In diesem Fall brauchen Sie einen zentralen Punkt, „wo die Wahrheit im Unternehmen liegt“. Hier können Sie mit einem SAP BW/4 HANA System eine Klammer um all diese Systeme bilden und die Daten zentral zur Verfügung stellen. Wir sprechen dann von einem Single Point of Truth.

Zudem können Sie mit dem SAP Data Hub auf Fremdsysteme oder auch das Internet zugreifen. Wenn Sie Ihren HANA-Speicher wegen Lizenzgebühren nicht volllaufen lassen wollen, können Sie über den Data Hub auch Daten, die aufgrund ihres Alters nicht mehr oder selten gebraucht werden, in eine Hadoop-Umgebung ausleiten. SAP nennt das das Temperature Concept. Daten sind dann heiß, warm oder kalt.

Für die Visualisierung der Daten in schicken Dashboards bietet SAP die SAP Analytics Cloud-Lösung an. Sie können dort Navigieren und Filtern und so Datenanalysen betreiben. Und Sie können sich alles auch auf mobilen Geräten ausgeben lassen. Das Stichwort hier ist Webresponsive Design. Da es noch einige Kunden gibt, die nur ungern ihre Daten in die Cloud geben wollen, kann die Verbindung der SAP Analytics Cloud zu Ihren Systemen mit einer sogenannten Live Connection verbunden werden. Damit bleiben die Daten nur im System liegen. Beim Öffnen des Berichtes in der SAP Analytics Cloud-Lösung wird die Applikation zwar in der Cloud geöffnet, aber die Daten verbleiben aufgrund der reverse proxy-Verbindung innerhalb Ihres Unternehmensnetzwerkes und werden lediglich im Browser auf Ihrem Rechner dargestellt. Das geht sowohl auf dem S/4 als auch auf dem BW/4 System.

Auch dann können Sie die Daten weiterhin bearbeiten. Wenn Sie zum Beispiel zusätzliche Attribute von Ihren Geschäftspartnerstammdaten oder eine komplett neue Sicht mithilfe einer Exceltabelle in die Verkaufszahlen bringen wollen, dann können Sie das in Zukunft sehr einfach mit der SAP Data Warehouse Cloud durchführen. Diese ist sowohl mit Ihrem S/4 HANA oder BW/4 HANA als auch mit der SAP Analytics Cloud verbunden. Komfortabler geht es ja nun nicht mehr.

Für die beiden Cloud-Lösungen bietet SAP ein einfaches Software as a Service-Mietmodell an (SaaS). Bei der SAP Analytics Cloud berechnet sich das pro User und Monat und bei der SAP Data Warehouse Cloud der allokierte Speicher.

Vielen Dank, Herr Dr. Döring, für die interessanten Ausführungen zu den Möglichkeiten, die SAP in Verbindung mit einer modernen Business Intelligence für Unternehmen eröffnet – ob nun als komplette BI-Lösung oder in Kombination mit weiteren Systemen! Wir setzen das Gespräch in Teil Zwei fort – darin geht es um die entscheidenden Erfolgskriterien für den Aufbau einer modernen Business Intelligence. Wir freuen uns darauf!

Das Interview mit Dr. Jörn Döring führte die TCI-Redaktion.

Lesen Sie auch Teil Zwei des Interviews: „Moderne Business Intelligence aufbauen: Nutzen, Stolpersteine und Potenziale“!

(Coverbild: © Sergey Nivens | stock.adobe.com)

Über den Autor

Jörn Döring

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Dr. Jörn Döring ist Partner der TCI und verfügt über mehr als 20 Jahre SAP-Erfahrung. Er unterstützt international und national tätige Unternehmen bei unternehmensweiten wie auch fachbereichsbezogenen Einführungen von Business Intelligence-Lösungen – von der Strategie bis zur Wartung.

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