Wie das Management durch Nichtstun zum Gelingen einer agilen Transformation erheblich beitragen kann

Karsten Klopmann

Karsten Klopmann

14. Dezember 2018

Agile Transformationen scheitern nicht in oder an den Teams, sondern am Mindset und an der Unternehmenskultur. Die Transformation dieser elementaren Bestandteile von Agilität und somit auch SCRUM im Unternehmen zu etablieren obliegt dem Management. Im Wesentlichen geht es darum, dafür zu sorgen, dass die Teams können, denn wollen möchten diese vermutlich schon länger als das Management glaubt. Was das Management hierzu benötigt, und was es als User Stories ins Kanban-Board schreiben sollte, erläutert der folgende Blog-Beitrag.

Rahmenbedingungen schaffen Klarheit und Struktur

Klar strukturierte Rahmenbedingungen sind für den Start in die agile Transformation ein strategisches Thema, weshalb die Verantwortung hierfür beim Management liegt. Schaffen Sie klare Rahmenbedingungen, sorgen Sie dadurch für Struktur.

Ein Beispiel dazu: Eine der ersten und wichtigsten Aufgaben sind die Räumlichkeiten. Stellen Sie diese zur Verfügung, sollten Sie darauf achten, dass sie richtig, passend und offen gestaltet sind. Tragen Sie aktiv dazu bei, dass sich Teams in offenen Räumen, nicht in zu kleinen Büros, entfalten können. Sollten Sie „Platzzuordnungen“ haben, so ist absolut in Ordnung. Nicht in Ordnung ist es jedoch, wenn jemand aus dem Management die Teammitglieder an Plätze „setzt“, also diese zuweist. Was spricht dagegen, dass sich die Teams die Plätze selbst auswählen?

Ja, doch, das wird, entgegen all Ihrer jetzt vor Ihrem geistigen Auge aufploppenden Einwände funktionieren. Vertrauen Sie Ihren Teams! Unterstützen Sie die Selbstorganisation dadurch, dass Sie auch hierfür kleine Rahmenbedingungen setzen: „Bitte meldet an Person XYZ bis zu zu diesem und jenem Datum eure Platzbelegungen, damit wir dies einrichten lassen können.“

Jetzt geht das Nichtstun im Management erst richtig los

Nachdem das mit den Rahmenbedingungen am obigen Beispiel orientiert soweit eingeordnet werden kann, kommen wir nun zum richtig schwierigen Teil: Dem tatsächlichen Nichtstun zur Förderung des agilen Mindsets und Transformation der Unternehmenskultur.

Teams in die Performance pushen

Performance entsteht durch Erfolg, Erfolg bedeutet in diesem Falle: Liefern von Funktionalität, die direkt durch den Kunden/Anwender genutzt werden kann. Hierzu benötigen Teams „Autonomie“! Autonomie bedeutet, dass kein Mikromanagement auf der taktischen Ebene, also in der Umsetzung der Anforderungen durch die Teams erfolgt. Wozu bin ich denn dann gut?, fragt sich jetzt sicher die eine oder andere Person auf einer der Führungsebenen.

Diese Frage ist sowohl berechtigt als auch komplex zu beantworten, denn Sie sind unter anderem für folgende Dinge verantwortlich:

  • Mentor und Coach der/des Teams: Denn Selbstorganisation braucht Führung.
  • Beseitigung von Impediments: Das betrifft Störungen, Behinderungen des/der Teams jedweder Art und Ausprägung, die in der Regel vom Scrum Master kommuniziert werden.
  • Anforderungsmanagement steuern.
  • Accounting und Controlling.
  • Teamentwicklung.

Sie sind dazu da, die Visionen des Unternehmens zu leben, in die Teams zu kommunizieren, zum Mitgestalten und Mitmachen einzuladen, wertschätzende und zufriedenstellende Atmosphären herzustellen, ja, gar erst zu ermöglichen. Damit legen Sie das elementare Fundament dafür, dass eine agile Transformation wirklich gelingen kann.

Zufriedenheit ermöglicht Erfolg, nicht umgekehrt

Zufriedene Menschen sind erfolgreich. Es ist ein Trugschluss, dass Erfolg einen Menschen zufrieden stellt und er dadurch zu Motivation findet. Umgekehrt allerdings wird eine schlüssige Handlungsoption daraus.

Der Trugschluss, dem wir unterliegen

Wo soll der Erfolg, der einen zufriedenstellt, denn herkommen? Er muss ja erst erarbeitet werden. Das würde also bedeuten, dass wir mit unzufriedenen Menschen versuchen, einen Erfolg zu erringen, der diese Menschen dann zufriedenstellt und diese dann dadurch erst motiviert werden! Hm, that sounds a little bit stupid, does it not?

Betrachten wir es von der anderen Seite

Wir schaffen eine wertschätzende auf allgemeinen Respekt basierende Atmosphäre am Arbeitsplatz, stellen Autonomie in den Teams her, unterstützen die Teambildung, kurzum: Wir sorgen dafür, mit allen Mitteln die uns zur Verfügung stehen, dass wir jeden Tag zufriedene Kolleginnen und Kollegen auf den Fluren und in den Räumen vorfinden. Das führt automatisch zu Motivation und damit zum Erfolg.

Nichtstun im Management: So wird es was mit der agilen Transformation

Mut ist einer der SCRUM-Werte. Nehmen Sie all Ihren Mut zusammen und lassen Sie sich darauf ein, nichts zu tun. Fragen Sie sich bei jedem Impuls, intervenieren zu wollen: „Ist das jetzt Tun oder Nichtstun?“ und unterstützen dann die Teams, selbst das Passende tun zu können. Fördern Sie das Können, denn das Wollen besitzt das Team bereits. Schaffen Sie Rahmenbedingungen, die Zufriedenheit, Wertschätzung und Anerkennung in den Vordergrund stellen. Sie werden für sich das Gleiche erleben wie die Teams: Ihre Zufriedenheit führt nicht nur das Team, sondern auch Sie selbst in den Erfolg – und die agile Transformation wird gelingen.

(Coverbild: © Rawpixel.com | fotolia.com)

Über den Autor

Karsten Klopmann

Karsten Klopmann

Karsten Klopmann hat das Anliegen, Produkte schnell, effektiv und mit gesundem Menschenverstand zu entwickeln. Seit 15 Jahren ist er Scrum Master, Product Owner und seit 2016 als Coach/Trainer in skalierten Projekten mit bis zu 380 Kolleginnen/Kollegen tätig.

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