Ohne Zweifel befinden wir uns im Zeitalter der großen Transformationen: Technik, Gesellschaft, Politik, Wirtschaft, Kommunikation, Information, Religion, Systeme, Umwelt… Wandel und Veränderungen bestimmen alle Lebensbereiche. Doch wenn alles in Bewegung ist, nichts bleibt, wie es ist und es keine „Blaupausen“ und Vorbilder für den richtigen Weg gibt, woran kann man sich dann halten und orientieren? Wichtige Anhaltspunkte liefern insbesondere Werte und Normen – jedoch nur, wenn sie richtig verstanden und angewandt werden.
Die Welt verändert sich schnell und radikal: Jeder Tag bringt eine Veränderung und ein Stück weiter weg vom status quo
Disruption! VUCA! Transformation! Umbruch! Veränderung! Wandel! Digitalisierung! Industrie 4.0!
Kein Tag vergeht, ohne dass wir diesen und weiteren Begriffen begegnen. Man sollte meinen, dass sie schon längst zum Alltag geworden sind. Und kein Lebensbereich ist davon ausgenommen. Wir erleben das in
- unserem unmittelbaren Umfeld genauso wie in der Gesellschaft als Ganzes.
- national und global.
- in der Politik wie in der Religion.
- in der Wirtschaft und der Technologie.
- in Kommunikation und Information.
- in der Umwelt und Gesundheit.
Es ist eine bislang einmalige Zeit der Wandel und Transformationen – und wir sind mitten drin. Wir sind Teil dieses Zeitalters und bestimmen die Richtung und den (die) Weg(e) mit. Es liegt an uns, dem Einzelnen wie der Gemeinschaft, wohin die Transformationsreise geht.
Doch wenn alles in Bewegung ist, nichts bleibt wie es ist, alles neu und noch nie da gewesen, es kein eindeutiges „richtig oder falsch“ gibt, keine „Blaupause“ und Ideallösung, woran können wir uns dann orientieren? Wie kann man es dann überhaupt „richtig“ machen?
Werte und Normen: Hilfsmittel Wertsysteme
War früher alles besser? Oder war es früher einfach nur anders als heute? Solche oder ähnliche Fragen werfen immer das Thema Werte auf. Ob man etwas gut oder nicht gut findet, etwas richtig oder falsch, verwerflich oder vorbildlich, es hat immer mit unseren Werten oder Wertsystemen zu tun. Wir bewerten auf der Grundlage persönlicher, gesellschaftlicher, oder auf welcher Basis auch immer fundierter, Werte. Was einfach klingt, ist bei jedoch näherer Betrachtung etwas komplizierter.
Werte sind individuelle und/oder gemeinschaftliche Ideen, Qualitäten, Überzeugungen, welche für diese wichtig sind und bei der Orientierung des Handelns helfen. Sie entwickeln sich aus unterschiedlichen Zusammenhängen, wie zum Beispiel
- Historie
- Kultur
- soziales Umfeld
- et cetera.
Werte sind immer ein wesentlicher Bestandteil jedes Modells und haben immer, bewusst oder unbewusst, die Funktion der Orientierung. Insofern sind sie für den Einzelnen wie für die Gemeinschaft eine Art „innerer Kompass“.
Die Herausforderungen in Zeiten des Wandels
Die Herausforderungen sind vielfältig, komplex und neuartig. Und es kommen permanent neue hinzu. Und sie betreffen alles und alle:
Oder kurz gesagt – da bleibt kein Stein auf dem Anderen:
- Keine Strategie ist sicher.
- Kein Modell, welches nicht in Frage gestellt wird.
- Grundlagen von einst gelten nicht mehr.
- Aktion und Reaktion sind kaum noch berechenbar.
- Kausalitäten werden aufgelöst.
- Verhaltensmuster gibt es nicht mehr.
- Auch geo-politisch verschieben sich die Verhältnisse und Machtgefüge werden morgen gänzlich anders aussehen als heute.
- Eine ganz neue Dimension und Komplexität von Fragen und Problemen (Menschheitsfragen) steht vor uns.
… Und trotzdem müssen wir uns diesen Herausforderungen stellen. Keine „Vogel-Strauß-Strategie“ oder „Strategie des Aussitzens“. In Zeiten des Wandels und der damit verbundenen Unsicherheit gibt es vor allem zwei wesentliche Grundsätze:
Es gibt (noch) keine wirklich eindeutige Lösung und niemand kennt eine!
Der größte Fehler ist Nichts zu tun und Keine Entscheidung zu treffen!
Wer nichts tut, mit dem wird getan.
Leuchttürme vermindern das Risiko und geben verlässliche Orientierung – wie Werte und Normen auch
Wie also kann man diesen mannigfaltigen, komplexen Fragestellungen begegnen? Wenn nichts mehr gilt und alles in Frage steht: Woran kann man sich ausrichten und orientieren?
Als einzige Hilfe kommen hier nur Werte oder Wertsysteme in Frage. Ob individuell oder gemeinschaftlich. Ob gesellschaftlich oder persönlich. Ob in der Wirtschaft, der Politik, der Gesellschaft, im Unternehmen, im Verein oder im persönlichen Leben, letztlich kann und muss sich die Suche nach Antworten immer von den Werten führen lassen.
Dabei muss aber immer auch klar sein, dass Werte keinen Absolutheitsanspruch haben und durchaus auch selbst in Frage gestellt können beziehungsweise einem Wandel unterliegen. Werte sind ja nicht für sich gültig und werden auch nicht von allen gleichermaßen geteilt. Es gibt durchaus konfliktäre Werte, ausgrenzende und integrative Werte. Werte sind kulturell bedingt und hängen stark von individuellen und sozialen Erlebnissen und Historie ab.
Und dennoch: Werte sind die Hilfspunkte, die man in Zeiten des Wandels und der Transformationen heranziehen kann. Werte versprechen keine richtigen und eindeutigen Lösungen, aber sie unterstützen und orientieren in die richtige Richtung.
Werte funktionieren eben wie die Leuchttürme in der Seefahrt: Sie sind nicht das eigentliche Ziel – und direkt auf sie zuzusteuern kann große Gefahr bedeuten. Sie geben trotzdem gleichzeitig zuverlässige Orientierung über den aktuellen Standort und die Richtung, in der es weitergehen kann.
(Coverbild: © Ravil Sayfullin | stock.adobe.com)