Servant Leadership: Agile Teams führen

Das Konzept der Servant Leadership wurde bereits 1970 erstmals von Robert Greenleaf in einem Essay unter dem Titel „The Servant As A Leader“ entwickelt und vorgestellt. Heute gewinnt es im Zuge der Digitalisierung und der Zunahme agiler Arbeitsweisen immer weiter an Bedeutung. Wie „dienende Führung“ für zufriedenere und produktivere Mitarbeiter:innen sorgt und warum Servant Leadership gerade in agilen Teams notwendig ist, erfahren Sie in diesem Artikel von Oliver Foitzik.

Das Führungsverständnis der Servant Leadership

Führung wird gemeinhin gleichgesetzt mit Vorangehen, Zeigen-wo-es-lang-geht, Bestimmen. Mit Dienen scheint dieses Verständnis nicht in Einklang zu bringen. Und doch gewinnt die „dienende Führung“ immer stärker an Bedeutung. Wie passt das zusammen?

Auch wenn das Konzept der Servant Leadership bereits seit den 1970ern existiert, gewinnt es doch erst mit der Digitalisierung und der Agilisierung von Unternehmen und Projektarbeit an nennenswerter Bedeutung. Denn Führung ist heute weniger mit Autorität als vielmehr mit Ermöglichung verbunden.

Selbstorganisierte und eigenverantwortliche Teams

Ein zentraler Grund dafür ist, dass Mitarbeiter:innen in agilen Projekten deutlich mehr Eigenverantwortung und Selbstorganisation zugestanden wird, als dies bei klassischen Wasserfallprojekten der Fall ist. Vorgegeben werden im Allgemeinen nur die Ziele – den Weg, wie diese zu erreichen sind, können die Team-Mitglieder nach eigenem Ermessen, bestimmen. Die Teams in agilen Projekten sind interdisziplinär zusammengesetzt. Sie sind selbstorganisiert und arbeiten cross-funktional zusammen.

Nun könnte man fragen: Braucht man da überhaupt noch eine Führung? Die Antwort: Ja, aber keine, die im klassischen Sinne bestimmt und vorangeht.

Führung als Dienst am Geführten

Die Aufgaben von Führung in agilen Projekten sind andere. Servant Leadership ermöglicht, geht auf Bedürfnisse ein, schafft Rahmenbedingungen. Im Vordergrund steht das Potenzial des Geführten. Servant Leadership ist damit der Dienst am Geführten.

Servant Leaders begegnen ihren Mitarbeiter:innen mindestens auf Augenhöhe oder sogar dienend. Ihre Aufgaben sind

  • Potenzialentwicklung: Durch Empathie und Wertschätzung die individuellen Kompetenzen der Mitarbeiter:innen zu erkennen und weiterzuentwickeln
  • Motivation: Durch gemeinsame Visionen für das Unternehmen und das Team zu inspirieren und zu motivieren
  • Orientierung: Im Eskalationsfall ist es noch immer die Aufgabe der Führungskraft, die Weichen richtig zu stellen und Entscheidungen zu treffen.

Was Servant Leaders nicht mehr tun, ist Micro-Management: Sie geben keine detaillierten Aufgaben vor und verteilen diese an die Mitarbeiter. Diese Aufgabe fällt in agilen Teams den Mitarbeiter:innen selbst zu.

Servant Leaders: Sozialkompetenz steht im Vordergrund

Servant Leaders zeichnen sich deutlich stärker durch soziale und emotionale als durch Fachkompetenzen aus – ein Trend, der sich in den Anforderungen an Führungskräfte bereits seit Längerem zeigt. So setzt sich auch immer mehr die Erkenntnis durch, das exzellente Fachleute nicht immer auch die besten Führungspersonen sind. Viele Unternehmen bieten daher bereits verschiedene Karrieremöglichkeiten an.

Die Eigenschaften von Servant Leaders sind:

  • Vertrauenswürdigkeit und Vertrauen in das Team und seine Fähigkeiten
  • Empathie und Akzeptanz gegenüber allen Mitarbeiter:innen
  • Selbstreflexion
  • Authentizität, Integrität und Ehrlichkeit in Handeln und Aussagen
  • Schaffung und Stärkung von Gemeinschaftsgefühl
  • Neugierde und Aufgeschlossenheit

Eine Herausforderung, die sich lohnt

Für Führungskräfte ist die Entwicklung zum Servant Leader mit Herausforderungen verbunden; schließlich müssen eingeübte Verhaltensweisen und Routinen abgelegt und durch neue ersetzt werden. Ausdauer, Selbstreflexion und Selbstdisziplin sind notwendig, um nachhaltige Veränderungen herbeizuführen. Doch der Aufwand lohnt sich – sowohl für das tägliche Arbeiten, das von mehr Wertschätzung und Zufriedenheit geprägt wird, als auch für das Unternehmen. Servant Leadership bedeutet höhere Motivation und bessere Produktivität – das zeigte eine Metastudie aus dem Jahr 2015, die Servant Leadership mit einer höheren Job-Zufriedenheit in Zusammenhang bringt.

Quelle Coverbild: © FelipeBallin | Adobe Stock

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Oliver Foitzik

Oliver Foitzik

Oliver Foitzik ist seit 2009 TCI Partner und zuständig für Business Development. Als Senior Berater liegt sein Fokus auf Fragestellungen rund um Strategie, Organisation, Prozesse und IT. Zudem ist er Experte für Kommunikation und Neue Medien.

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