Wie gelingt es, dass Mitarbeiter:innen an einem Strang ziehen? Welche Rolle spielt die Kultur im Unternehmen für die nachhaltige Umsetzung von Change-Projekten? Antworten auf diese und andere Fragen gibt Horst Albert Guthmann, Autor des Beitrags „Sicherung von Wachstum, Innovation und Effizienz: Einblicke in Lösungen für kritische Herausforderungen im Unternehmensalltag“ im Sammelband „Transformationsvorhaben mit dem Enterprise Transformation Cycle meistern“.
Anmerkung der TCI-Redaktion: Hier geht’s direkt zu Teil 2 des Interviews mit Horst Albert Guthmann Transformationen gemeinsam mit Stakeholdern erfolgreich umsetzen
Kultur prägt Einstellung der Stakeholder
Katja Heumader: Damit unsere Leser:innen einen Eindruck von Ihnen bekommen erzählen Sie doch kurz etwas über sich. Stellen Sie sich doch bitte vor.
Horst Albert Guthmann (HAG): Ja gerne. Ich wurde im Schwarzwald geboren und bin Unternehmer, Management Berater und Investor. Ich habe einen Master of Arts Business und IT/KI an den Universitäten Zürich und Paris Sorbonne erworben und bin außerdem zertifizierter Projektmanager (PMP of PMI). Beruflich bin ich jahrelang zwischen Projekten in Deutschland und den USA gependelt. Neben meiner betriebswirtschaftlichen Qualifikation habe ich im Nebenfach Philosophie studiert und zwar bei den Professoren Eco, Zimmerli und Sloterdijk.
Katja Heumader: In Ihrem Beitrag zum zweiten TCI-Sammelband zeigen Sie an konkreten Beispielen auf, wie Sie heute Ihren Kunden helfen. Was hat Sie und Ihren Beratungsansatz geprägt?
HAG: Wir erleben die aktuelle Situation meist als die mit den größten Aufgaben. Im Laufe meiner Karriere habe ich die zentralen Herausforderungen wie VUCA, die Potentiale die IT/KI uns eröffnen und wie entscheidend die Einstellung der Menschen ist, erlebt: In den 80ern arbeitete ich in der elterlichen Schmuckfabrik und erlebte die Globalisierung im Wettbewerb und in der Supply Chain. Dort erschloss sich mir zum ersten Mal die Bedeutung von Marke, Qualität und Vermarktung. Später habe ich in den verschiedensten Rollen und Branchen erlebt, wie entscheidend es für das Arbeitsergebnis und die Produktivität ist, ob Menschen in ihrer Arbeit Erfüllung finden. Wichtige Learnings habe ich auch im Rahmen meiner universitären und wissenschaftlichen Tätigkeit in KI-Projekten gemacht sowie als Strategieberater bei Roland Berger, wo ich in meinem ersten Mandat die Erfolgsfaktoren mittelständischer Unternehmen analysiert habe.
Können und Wollen sind erfolgskritisch
Katja Heumader: In Ihrem Beitrag zum aktuellen ETC-Sammelband schreiben Sie, dass es bei erfolgreichem Change-Management oft nicht nur um Können, sondern vor allem auch um Wollen geht. Wo liegen hier die Herausforderungen in der Beratung?
HAG: Ja, dass das Wollen entscheidend ist, habe ich immer wieder erlebt. Um große Herausforderungen zu meistern, anspruchsvolle Ziele zu erreichen und mit Unsicherheit umzugehen kommt auf es auf zwei entscheidende Faktoren an: Die Menschen und die Organisationen. Führungskräfte, Mitarbeiter:innen, Partner:innen und sonstige Stakeholder verfügen idealerweise über die erfolgskritischen Fähigkeiten, Ressourcen und Werkzeuge, die notwendig sind, um eine Transformation zu gestalten und umzusetzen. Entscheidend ist darüber hinaus, bewusst und systematisch einen Rahmen zu schaffen, in dem die Menschen die neuen Ziele und die damit verbundene Veränderungen erreichen wollen.
KHE: In Ihrem Artikel klingt alles sehr handwerklich und konkret aber so wie Sie über Können und Wollen sprechen, klingt das ja schon fast philosophisch. Deshalb meine Frage: Welche Motivation steckt dahinter?
HAG: In mehr als 25 Jahren haben wir nicht nur unseren Beratungsansatz kontinuierlich geschärft, sondern auch unser Bewusstsein darüber, wofür wir uns einsetzen wollen und wie wir am meisten bewegen können. Für mich persönlich sind wertvolle, spannende und sinnstiftende Aufgaben entscheidend. Persönliches Wachstum und der Austausch mit Menschen sind hier für mich zentral. Das erlebe ich auch immer wieder in der Beratungspraxis. Neben Fragen wie „Wie steigere ich meine Relevanz im Markt?“ oder „ Wie nutze ich die Potentiale meiner Mitarbeiter und ihre Ressourcen?“ steht auch die Frage nach dem gemeinsamen „Warum“ oft im Raum. Unsere Kunden wollen wissen, wie es gelingt, dieses „Why“ in jeder Faser des Unternehmens zum Leben zu erwecken. Eine spannende Aufgabe, wie ich finde.
Multifokaler Ansatz: Markt, Ressourcen, Kultur
KHE: Und wie stellen Sie sicher, dass diese Anforderungen seitens Ihrer Kunden auch erfüllt werden können?
HAG: Dazu nutzen wir einen so genannten multifokalen Ansatz, der drei Dimensionen betrachtet: Den Markt, in dem sich das Unternehmen bewegt; die Ressourcen, die zur Verfügung stehen; sowie die Kultur im Unternehmen.
Die Kultur spielt dabei auch als Ressource eine wichtige Rolle, da sie für die Transformation, die Nachhaltigkeit und die Umsetzung eine entscheidende Rolle spielt. Daher räumen wir diesem Aspekt eine zentrale Bedeutung ein.
KHE: An Praxisbeispielen zeigen Sie, wie Sie Innovation, Effizienz und Wachstum in Ihren Projekten steigern.
HAG: In den fünf Praxisbeispielen im Artikel ist konkret und jeweils knapp skizziert:
- wann wir gefragt sind,
- wie wir vorgehen,
- welcher Mehrwert geschaffen wird und
- wie wir sicherstellen, dass kurzfristig und nachhaltig der Erfolg sicht- und messbar ist.
KHE: Lieber Herr Guthmann, ich danke Ihnen herzlich für das interessante Gespräch.
Das Interview mit Horst Albert Guthmann führte Dr. Katja Heumader für die TCI-Redaktion.
„Transformationsvorhaben mit dem Enterprise Transformation Cycle meistern“ – erschienen August 2020
Die Transformation Consulting International begleitet seit vielen Jahren national und international Transformationsprojekte in Unternehmen. Basierend auf diesem umfangreichen Erfahrungsschatz zur praktischen Umsetzung ist nach dem ersten Band „Der Enterprise Transformation Cycle“ der zweite Band mit dem Titel „Transformationsvorhaben mit dem Enterprise Transformation Cycle meistern: Projekte erfolgreich planen, durchführen und abschließen“ im renommierten Springer-Verlag erschienen. Als Weiterführung zum ersten Band berücksichtigt dieser Wünsche und Anregungen von Lesenden und legt konkrete Transformationsprojekte und Handlungssituationen von Expert*innen der TCI in ihrer täglichen Anwendung des ETC dar. Herausgeber des über 500-seitigen Bandes sind Mario A. Pfannstiel und Peter F.-J. Steinhoff. Sie finden darin zahlreiche theoretisch-konzeptionelle Beiträge sowie Fallbeispiele aus der Praxis zum „Enterprise Transformation Cycle“.
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